Kampf oder Spiel?

Aggressives Verhalten bei Greyhounds


von Judy Kody Paulsen
(Exzerpt des Themas aus dem Sommers 2005 in den GCNM Nachrichten)

mit freundlicher Genehmigung für die Übersetzung aus dem Englischen von Greyhound Companions of New Mexico, J.K. Paulsen - http://www.gcnm.org

Alle Hunde spielen... wirklich? Kann es sein, daß einige gar nicht nicht wissen wie? Renn-Greyhounds haben ihr Leben lang gelernt, zu konkurrieren. Es kann schwierig wenn nicht sogar unmöglich sein, all die Verhaltensänderungen, die sich beim Renn-Greyhound durch sein Training ergeben haben, aufzulösen. Das zu ignorieren kann verheerende Folgen haben. Es liegt in der Verantwortung jedes neuen Besitzers, das zu akzeptieren.

Greyhounds sind nicht von Natur aus aggressiv, aber ExRacer haben ein Training hinter sich wie sonst keine andere Gruppe von Hunden. Spiel, wie es unter Hunden anderer  Rassen typisch ist, kann mit der Grundhaltung (mindset) eines ExRacers unvereinbar sein, der vielleicht stattdessen versucht alles zu fangen was sich schnell bewegt oder vielleicht  einen anderen Hund zum Kampf herausfordert, weil er ihn als Konkurrenz wahrnimmt.


Oft glauben Adoptanten, daß Greyhounds, wenn sie einmal mit anderen Haustieren im gemeinsamen Haushalt leben, ihren Drang zur Konkurrenz verlieren. Diese Annahme hat zu katastrophalen Resultaten geführt in Momenten, in denen das Spiel oder Beuteverhalten des ExRacers in Angriffen eskaliert ist. Auf der Rennbahn sind Greyhounds immer mit Maulkörben gesichert, wenn sie in Gruppen zusammen sind - ungeachtet dessen ob sie zum Rennen frei sind oder für eine Zeit im Auslauf gemeinsam - Ausnahmen gibt es keine während der gesamten Zeit auf der Rennbahn oder im Kennel. 


Das Spiel von Tieren beobachten zu können ist eine der größten Belohnungen dafür, mehrere Tiere gemeinsam zu halten; Im Fall von ExRacern muß das Spiel jedoch genau überwacht werden. Spiel das raufen, verfolgen, schnappen und beißen beinhaltet, kann besonders bei Greyhounds wegen ihres dünnen Fells und der dünne Haut böse Verletzungen verursachen. Abhängig vom Vorleben der Hunde kann man in manchen
Fällen Spiel grundsätzlich unterbinden müssen. Hunde die eine Tendenz gezeigt haben, aggressiv zu werden, brauchen andere Wege um ihre Energie loswerden zu können.

Hier müssen die Menschen zum "Spielpartner" ihrer Greyhounds werden, wenn Anzeichen von schnell entstehenden Grobheiten unter den Hunden wiederholt beobachtet werden.  Wenn Ihre Hunde grob miteinander Spielen kann dies durch eine Routine von langen Spaziergängen und/oder das eins-zu-eins Spiel von Mensch und Hund ohne die Gegenwart anderer Hunde ersetzt werden müssen. Ein Greyhound, der zu ängstlichem
oder aggressivem Verhalten stimuliert wird, wenn er das Spiel eines anderen Hundes mit einem Menschen beobachtet, sollte soweit getrennt werden, daß er weder optisch noch akustisch stimuliert wird durch das Spiel.

Die Interaktion eines aggressiven Hundes mit den anderen im Haushalt lebenden Tieren ist an sich empfehlenswert, allerdings ausschließlich unter ruhigen, kontrollierten Umständen wie gehend an der Leine oder die Anwesenheit bei ruhigen Beschäftigungen unter Familienmitgliedern (tierischen wie menschlichen).

Verhindern sie auf jeden Fall, daß in der Gegenwart eines Greyhounds mit aggressiven Tendenzen Kinder (oder Erwachsene) raufen oder sich in einer Weise benehmen, die Nervosität oder aggressives Verhalten beim Hund schüren kann. Besonders laufende und schreiende Kinder sind durch die angeborenen und antrainierten Verfolger-Tendenzen eines ExRacers besonders gefährdet.


Wenn es hartnäckige Anzeichen von Aggression bei einem Greyhound gegeben hat, muss dieser Hund eventuell in einen Zimmerkennel oder anderweitig getrennt werden, solange keine Menschen anwesend sind.

Bestimmte Geräusche/Töne (sounds) können das Beuteverhalten des Greyhound aufputschen. Eine Stimme über einen Lautsprecher (ähnlich der Ansage beim Hunderennen vor dem Start aus den Boxen); ein hohes Quietschen oder Kreischen (ähnlich dem Ton eines mechanischen Köders, der durch die Metallführung um die Rennbahn entsteht); eine brüllende, schreiende Menge oder auch Applaus - all das kann in einem Rennhund (oder ExRacer) Anspannung erzeugen.

Manch ein Adoptant empfindet es grausam, dem ExRacer den Freilauf und das freie Spiel mit anderen Hunden zu verbieten. Die Erfahrungen mit anderen Hunderassen haben bei Menschen den Eindruck entstehen lassen, daß Apportieren oder Tauziehen die bevorzugten Beschäftigungen der Hunde mit ihren Menschen seien. Für eine ExRacer ist wahrscheinlicher die schlichte Anwesenheit eines Menschen das Mittel der
Wahl, da diese in seiner Zeit auf der Rennbahn besonders selten war.

Behalten sie im Blick, daß es unsere Verantwortung ist die Umgebung zu kontrollieren, innerhalb derer unsere Hunde interagieren, und Regeln einzuführen, an die sich alle Familienmitglieder halten müssen. Wenn sie sich einmal für die Übernahme eines ExRacers entschieden haben, müssen sie auch damit leben, daß er empfindlicher ist für Verletzungen und bestimmte Vorkehrungen nötig sind, um eine sichere und ungefährliche
Umgebung für den ExRacer zu schaffen.

Einen ExRacer als Begleiter zu haben ist eine wunderbare Sache, aber ständige Besuche beim Tierarzt zur Wundbehandlung gehen in`s Geld, ganz zu schweigen von der seelischen Belastung für den Menschen und der körperlichen für den Hund. Greyhounds sind prächtige und herzliche Hunde und traumhafte Begleiter, aber es ist an uns zu erkennen welche Opfer dafür nötig sind einen fragilen Hunde-Athlethen bei uns zu
haben, der dafür gezüchtet und trainiert wurde sich in der Konkurrenz zu behaupten.

Entspannen Sie sich, genießen Sie ihre ExRacer; aber halten sie ihnen die Gefahren vom Leib.

"Relax, enjoy your Greyhounds; but keep them out of harm’s way"