Muskelkrämpfe beim Windhund

Bei Sporthunden kann ein Krampf bereits vor dem Einsatz auftreten, wenn der Hund unter großer Anspannung steht (z.B. am Start(kasten)), oder während und nach des Laufs, wenn Körpertemperatur und Lactatgehalt in den Muskelzellen und Blut ihren Höhepunkt erreicht haben. Auch während Sprintspielen im Freilauf oder bei/nach unerwünschten Hetzjagden kann ein Krampf auftreten.

Hauptsächlich betroffen ist die Muskulatur in der Vorderhand (Schulter bis Ellbogen), die Muskulatur des Rumpfes entlang der Rückenlinie und die des Hinterlaufs (Hüfte bis Knie).
Man erkennt einen verkrampften Muskel leicht, er ist verhärtet, „zusammengerollt“ wie ein Ball und der Hund zeigt Schmerzreaktionen wie Anziehen des Beins, Aufziehen des Rückens, Jaulen, vor allem bei Berührung oder Dehnung. Nach dem Krampf kann er kurzzeitig lahmen.

In „Care of the Racing and Retired Greyhound“ werden 5 Typen von Muskelkrämpfen bei Sporthunden unterschieden:

1. „Dehydration cramp“: Krämpfe durch Dehydrierung, welche allerdings bei Sporthunden selten ist und im Alltag wohl kaum auftritt. Häufige Auslöser für eine Dehydrierung und einen Verlust von Körperflüssigkeit und Elektrolyten kann starker Durchfall und anhaltendes Erbrechen sein.

2. „Calcium deficiency cramp“: Krämpfe durch Calciummangel aufgrund von Mineralstoffmangel und/oder Vitamin D-Mangel durch Mangelversorgung bzw. Fehlernährung, Medikamenteneinnahme.

3. „Metabolic cramp“: Krämpfe aufgrund einer metabolischen Störung in den Muskelfasern, ausgelöst durch einen Mangel an Spurenelementen und/oder einer Azidose (Übersäuerung).

4. „Circulatory cramp“: Krämpfe aufgrund einer Störung in der Versorgung des Muskels mit Blut, ausgelöst durch Schäden an den kleinen Arterien und Venen, die die Muskeln versorgen. Ursache kann ein Schlag sein, eine Einblutung im Gewebe oder Narbengewebe, und alles, was die Sauerstoffversorgung einschränkt.

5. „Nervous cramp“: Krämpfe, die durch eine Beschädigung der Nerven ausgelöst werden, welche den Muskel steuern. Die Ursache kann eine Injektion sein, oder aber auch Schädigungen tiefer im Gewebe (schwere Prellungen, Blutungen). Angstzustände und Nervosität sowie Schäden in bestimmten Hirnregionen können Muskelkrämpfe auslösen, die wie kleinere epileptische Anfälle erscheinen können.

Interessanterweise wurden Krämpfe im Zusammenhang mit Kohlenhydratfütterung beschrieben (Nutrition for the Racing Greyhound, Kohnke, 1994), die sich vor allem durch verhärtete Muskeln im Rücken äußern. Diese können durch Reduzierung des Anteils an Getreide (gerne werden Brot, Nudeln und Cerealien verfüttert) im Futter behoben werden. Eventuell bindet die im Getreide und Hülsenfrüchten (oft im Futter: Soja und Erbsen) enthaltene Phytinsäure die mit dem Futter aufgenommenen Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Eisen, Zink u.a., siehe Punkt 2 und 3. Selbes gilt übrigens für Spinat und Mangold, die Calcium bindende Oxalsäure enthalten und daher nicht in größeren Mengen gefüttert werden dürfen.

Zu schnelle Abkühlung nach dem Rennen (z.B. durch kaltes Wasser) kann bei Hunden auch zu Muskelkrämpfen führen, der Muskel wird nicht mehr ideal versorgt (Punkt 4).
Selbstverständlich kann auch körperliche oder mentale Überforderung Muskelkrämpfe auslösen, wobei die eigentliche Ursache auf zellulärer Ebene eine der oben genannten ist.
Eine weitere Ursache von Krämpfen kann eine genetisch bedingte Erkrankung sein, die beim Whippet und Greyhound sowie einigen anderen Rassen auftritt: EIH – Exercise Induced Hyperthermia

„Keep your dog fit but fresh!“

Um schmerzhafte Muskelkrämpfe, Verletzungen oder gar eine sog. Greyhoundsperre zu vermeiden, ist unbedingt auf sorgfältiges Training und Aufwärmen vor sportlichen Aktivitäten (auch Freilauf) zu achten!
Beim Aufwärmen werden alle Systeme auf Leistung umgestellt, die Muskeln werden besser mit Blut versorgt, was den Zu- und Abtransport der benötigten Stoffe und der Abbaustoffe verbessert, das Enzymsystem in den Muskelzellen sorgt für optimale Energieversorgung usw. Genauso wichtig ist das Ablaufen (das "Herunterfahren" des Herz,-Kreislaufsystsems/ Körpers nach einer Aktivität - in der Regel beginnend mit strammem Gehen/ lockeres Traben gefolgt von normalem Gehen bis der Puls und die Atmung sich normalisiert haben).


Überforderung ist zu vermeiden.
Hunde dürfen und sollten zwar regelmäßig körperlich und mental gefordert werden und können auch mal an ihre persönlichen Grenzen herangeführt werden, aber bitte nicht darüber hinaus. Überforderung und Erschöpfung steigern das Verletzungsrisiko enorm, was besonders beim Windhundsport mit den beiden sehr unterschiedlichen Disziplinen Coursing und Rennbahn eine große Rolle spielt. Hunde, die züchterisch für Spitzenleistungen auf der Rennbahn „optimiert“ wurden und ein entsprechendes Training erfahren, sind hochspezialisierte Leistungssportler.
In meinen Augen setzt man sie beim Coursing einem unverantwortlich großen Risko aus, indem man ihnen Distanzen und ein Geläuf zumutet, das sie vollkommen überfordert. Umgekehrt wird ein gut trainierter Coursinghund niemals Spitzenzeiten auf der Bahn erreichen können, jedoch ist das Risiko, ihn körperlich zu überfordern, kaum gegeben. Daher spricht nicht viel gegen Sprinttraining auf der Bahn für Coursinghunde, wenn der Hund weiß, wie der Hase dort läuft. „Mal eben“ ein Coursing einzuschieben, oder, wie leider nicht selten zu beobachten, ältere Rennhunde nach ihrer Blütezeit auf der Bahn beim Coursing einzusetzen, ist dagegen eine denkbar schlechte Idee.
Will man Windhundsport ernsthaft betreiben, ist es notwendig, sich auf eine der Disziplinen zu konzentrieren und sich entsprechendes Fachwissen anzueigenen. Die Anforderungen an Hund und Halter sind grundsätzlich vollkommen unterschiedlich, dem Hund zuliebe sollte man sich für eine entscheiden.

Quelle: mit freundlicher Genehmigung von Sabine Duscher

Muskel(faser)riss

Allgemein

Greyhounds, Whippets, Magyar Agars und auch Galgos (generell alle schnellen Rassen) können sich beim ganz normalen Rennspiel oder bei einer ungeplanten Jagd sehr leicht einen Muskelfaserriss zuziehen.
Da sie über eine deutlich ausgeprägtere Muskulatur verfügen, gibt es auch den einen oder anderen Muskel, an dem sie sich verletzen können.

Gracilis

Ein Tag alter Gracilisanriss

Behandlung

Eine mögliche Erstbehandlung könnte durch Arnica und Tensolvet zum Einreiben erfolgen.
Strenger Leinenzwang ist danach absolut notwendig, damit der Körper das Wundwasser, welches sich durch die Verletzung bildet, absorbieren kann. Es ist eine Verletzung, die zwingend auskuriert werden muss. Mehrere Wochen Leinenzwang sind die Folgen.

Ein Muskel wächst nicht mehr zusammen, die umliegenden Muskelfasern müssen das fehlende Gewebe ersetzen. Dafür muss die Verletzung erst vollständig auskuriert sein und das umliegende Gewebe muss erst vorbereitet werden, die anfallende zusätzliche Belastung zu kompensieren.

Tierärzte verabreichen auch gern ein paar Tage ein Schmerzmittel.
Wenn diese Verletzung nicht völlig verheilt ist, wenn der Hund den Muskel das nächste Mal wieder voll beansprucht, reißen immer mehr Fasern in diesem Muskel, er vernarbt immer mehr und ist irgendwann nur noch begrenzt oder gar nicht mehr fähig, sich zusammenzuziehen.
Der Hund bekommt Probleme beim normalen Alltagsablauf.

Man kann einen Muskelfaserriss auch mit Magnetfeldmatte, Blutegel und auch mit einer Muskelaufbauspritze behandeln. Ebenso mit Laser und Ultraschallwellen. Diese Behandlungen gehören ebenfalls in fachmännische Hände.

Ein abgerissener Muskel heißt das AUS für jeglichen Sport - sofern einem die Gesundheit des Hundes wichtig ist! Zudem erfordert es ein besonderes Augenmerk vor jedem Freilauf. Die Muskulatur des Hundes muss vor jeglicher Belastung zwingend gut warm gemacht werden.

Häufiges Vorkommen

Unterschiede

Muskelzerrung (A), Muskelfaserriss (B) und ein Muskelabriss (C)

 

 

Grundsätzlich ist es dieselbe Verletzung, die sich nur in der Schwere unterscheidet. Während eine Muskelzerrung nur eine Überbeanspruchung des Muskels ist, er wurde also über sein mögliches Maß hinaus überdehnt, ist ein Muskelfaserriss oder ein Muskelabriss bereits eine schwere Verletzung des Muskelgewebes. Diese Faser(n) wachsen nicht mehr zusammen.

Einen Muskelfaserriss kann man sich wie folgt vorstellen:
Es liegen ganz viele einzelne Fasern nebeneinander, die gesamt gesehen den Muskel bilden.
Diese Fasern sind dazu da, den Muskel bei Belastung zusammenzuziehen (oder je nach Muskel sich zu dehnen), bei Entlastung wieder zu entspannen (bzw. sich anzuspannen). Dadurch entsteht die Muskelkontraktion, die Muskelbewegung.
Was ist ein Muskel bzw. wie wird er unterteilt:
Studien von Skelettmuskel-Faserstrukturen benennen drei Haupttypen von Muskelfasern, welche wie folgt klassifiziert werden:

 

Langsame Fasern
Dieser Typ Muskelfaser weist eine langsame Kontraktionsgeschwindigkeit sowie eine extrem hohe Ermüdungsresistenz auf.

Schnelle, ermüdungsresistente Fasern
Von den Fasern mit einer schnellen Kontraktionsgeschwindigkeit erhalten diese Muskelfasern die Gewinnung ihrer Maximalkraft sogar nach einer hohen Anzahl von Kontraktionen aufrecht.

Schnell ermüdende Fasern
Dieser Typ Muskelfaser weist eine hohe Kontraktionsgeschwindigkeit sowie extreme Kraft auf, ist jedoch nicht in der Lage, Kontraktionen für längere Dauer ohne Pause aufrecht zu erhalten.

Quellen: Netzathleten, qgbota.com, Charts von Mr. M. Thompson, Bilder Sportschau AR

Vergleich

Folgen

Reißt eine oder reißen mehrere einzelne Muskelfasern ab, so rollt/rollen sich diese nach oben/unten zusammen. Es entsteht ein Loch im Muskelgewebe. Sie können dieses Loch einige Zeit lang gut fühlen, wenn Sie darüber tasten. Dieser Bereich vernarbt mit der Zeit, vernarbt, verwächst. Sie fühlen eine abgerissene Faser dann nur noch dort, wo sich die Faser aufgerollt hat. Es fühlt sich leicht rauh und knubbelig an.

Um eine Muskelverletzung zu vermeiden, sollte der Greyhound daher vor dem Freilauf und Spiel ausreichend warm gelaufen sein. Damit wird das Herz Kreislauf System und die Muskulatur auf die folgende Belastung vorbereitet. Sie wird besser durchblutet, was die Verletzungsanfälligkeit sinken lässt.

Wichtig ist auch, nach der Belastung den Greyhound wieder abzulaufen. Nur so kann sich der Hund schneller regenerieren.

Durch das Ablaufen werden die Stoffwechselprodukte, die im Muskel durch die Bewegung erzeugt werden, besser abtransportiert. Sie verhindern dadurch auch, dass sich die Muskeln verhärten.

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