Windhunde sind Jagdhunde
Allgemein
Einer der Hauptgründe sich gegen einen Greyhound zu entscheiden ist ganz sicher der nicht zu unterschätzende Jagdtrieb.
Dieser Jagdtrieb kann in unseren Breitengraden (Wildpopulation, Straßennetze, Hundepopulation) bei der Haltung eines Greyhounds zu teilweis massiven Einschränkungen führen. Dies bedeutet, dass er großen Einfluss hat auf den Freilauf, auf den Spaziergang oder generell auf das allgemeine Zusammenleben.
Einen Überblick über die "Hintergründe" des Jagdtriebs gibt uns Monika Mosch.
"Coaching für Windhunde und ihre Besitzer oder solche, die es werden wollen. Ich helfe Dir, Deinen Partner Windhund richtig zu verstehen, so zu fühlen wie er und bringe Dich auf den Weg zu einer wundervollen Partnerschaft.
Ein Windhund, der immer an der Leine sein muss, ist wie ein Himmel ohne Sterne oder wie ein Sommertag ohne Sonnenschein."
Beiss-Hemmung
Hunde haben eine angeborene Hemmung gegen einen übertriebenen Tötungsinstinkt, die sogenannte Beißhemmung.
Das "Töten" der Beute und das damit verbundene Schütteln sieht man zum ersten Mal bei den Welpen. Beobachtet man Welpen beim Raufen, so kann man feststellen, dass sie sehr grob miteinander umgehen. Sie schnappen nach der Kehle, schütteln wie wild den Kopf, genau wie beim Tötungsbiss. Wenn allerdings einer quiekt, hört der andere sofort auf.
Lustgewinn
Unsere Windhunde jagen nicht zur Nahrungsbeschaffung, sondern in erster Linie jagen sie für uns Menschen.
Unsere Windhunde können Selbstbeherrschung lernen und auch wie sie Jagdimpulse unterdrücken. Denn für den Beutegreifer Windhund ist nicht das Fressen der Lustgewinn, sondern ganz besonders die Hetzjagd.
Die Jagdmotivation ist eine der Basisemotionen neben Wut, Angst und Neugier (Interesse, Vorfreude). Wobei der Windhunde keine Emotionen für sein Opfer hat, bedeutet, der Hase tut ihm nicht leid.
Welcher Begriff richtig ist, hängt vom Betrachter ab. Schaut man von außen drauf, nennt man es Jagdtrieb, spricht man von den Fähigkeiten des Raubtiers nennt man es Jagdverhalten oder Jagdmotivation.
Durch Selektion, heute Zucht genannt, entwickelten sich die unterschiedlichen Hunderassen. Bei einigen hat man darauf geachtet, dass das Verlangen nach Beute und die körperlichen Fähigkeiten dafür „verschwinden“, bei anderen hat man genau diese Fähigkeiten verstärkt.
Die Sequenzen der Jagd
Spassfaktor
Das Hetzen hat Spaß gemacht und steigert das Verlangen nach mehr. Jedoch nur solange es dem Hund Spaß macht. Wie lange das ist, entscheidet einzig und allein der Hund.
Es gibt Windhunde, die von heute auf morgenkeinen Spaß mehr am Rennen (Rennbahn/Coursing) oder auch am Jagen/Hetzen haben.
Das entscheiden sie einfach so, und nichts in der Welt kann diesen Hund dazu bewegen jemals wieder zu „jagen“. Der Spaß an der „Sache“ ist die Motivation für die Ausführung.
Eine Verstärkung ist von außen nicht beeinflussbar. Das bedeutet, der Hund verstärkt und belohnt sich selbst –beginnend beim Sichtreiz = Auslösung von Spaß/Glück/sich gut fühlen durch die Ausschüttung von Hormonen.
Der Erfolg bestätigt und verstärkt
Das veranlasst die Hunde, es immer wieder tun zu wollen und fördert den Enthusiasmus.
Das Verlangen ist die Motivation, der Motor, der Antrieb.
Dies ist kein Freibrief oder die Erlaubnis dafür, die Hunde auf der Rennbahn durchdrehen zu lassen. Was bedeutet, dass sie sich bevor sie überhaupt an den Start gehen – auf physischer und psychischer Ebene – bereits total verausgaben.
Der Halter hat die Verantwortung, den Hund dabei zu unterstützen, damit er mit der Situation angemessen umgehen kann. Der Hund weiß nicht, dass es sich „nur“ um ein „Hobby“ handelt.
Dem Besitzer muss bewusst werden, dass Rennbahn und Coursing artgerechte, zielgerichtete Arbeit und Beschäftigung für den Windhund ist.
Der Körperbau der Windhunde macht sie zu effektiven und schnellen Jägern und unterstreicht die These, dass die Windhunde durch Selektion und Zucht zum Jagdpartner des Menschen wurden.
Denn außer dem besonderen Sichtfeld und dem auf hohe Geschwindigkeiten ausgelegten Körperbau, sind Windhunde sehr hartnäckige Verfolger und in der Lage während der Hetzjagd selbstständig zu denken.
Jagdpartnerschaft
Die Jagdpartnerschaft zwischen Hunden und Menschen ist in der Literatur seit langem ausführlich belegt. So wird auch vermutet, dass die Domestizierung von Hunden nur das Ergebnis der Beziehung zwischen Wölfen und Menschen sein kann.
Eine ähnliche Sozialstruktur und der gleiche „Geschmack“ in Bezug auf die Beute, führte zu einem natürlichen Bündnis zwischen Wolf und Mensch und daraus entwicke,lte sich ein effizientes Jagdteam.
Dieser Prozess brauchte in der Entwicklung und Entstehung nicht nur viel Zeit, sondern eine gute Beobachtungsgabe und Analyse unserer menschlichen Vorfahren. Er beinhaltete insbesondere die Selektion in Bezug auf die angeborenen Jagdtendenzen dieser „neu“ domestizierten Hunde.
Und diese „neuen“ Hunde reagierten mit Anpassung durch Orientierung am Menschen.
Interessant in der Entwicklung ist der nüchterne Blick auf die „Verwendung von Hunden als Jagdwaffen“, zum Beispiel als ein innovativer Schritt der menschlichen Wahrnehmung. D. h. Aufgaben, die zuvor nur von Menschen „ausgeführt“ wurden, konnten dadurch auf Tiere übertragen werden, z.B. das Hüten der Herde.
Dies war nicht nur innovativ, sondern der Anfang einer dynamischen Beziehung zwischen Mensch und Hund. Sicherlich stand die Nutzung des Tieres dabei im Vordergrund, allein dadurch, dass der Mensch die natürlichen Eigenschaften von Hunden und auch anderen Tieren als „Technologie“ nutzt.
Diese Entwicklung ist die Entstehungsgeschichte einer äußerst erfolgreichen und kooperativen Jagdstrategie zwischen Mensch und Hund.
Hunde, deren Jagdpotenzial auf Beute gerichtet ist, die Sprinter sind und dadurch schnell ermüden, sind sicherlich die Windhunde.
Die nicht nur nützlich sind um schnelle Beute wie Gazellen bis zur Erschöpfung zu jagen, sondern sie haben sich auch effektiv bei der Jagd auf gefährliche Beute wie Bären oder Eber gezeigt.
Außerdem bleiben die Windhunde aufgrund ihrer Geschwindigkeit an den Beutetieren dran, die dazu neigen sich zu verstecken oder abzuducken, mit dem Ziel zu entkommen, was zum Beispiel bei einigen Hirscharten der Fall ist.
Gemälde zeigen Windhunde bei der Hirsch-,Wildschwein oder auch Bärenjagd.
Ein sicherlich bekannter Jäger war General Custer (USA), der mit seinen Scottish Deerhounds auf die Grizzley Bärenjagd ging.
Wir können unseren Windhunden – diesen Spezialisten – kaum eine andere Beschäftigung bieten – die den Hunden am Ende des Tages genauso viel Spaß bereitet – wie das Hetzen.
Auch wenn sich Windhunde konditionieren lassen für Fährtenarbeit, Agility, Zughundesport oder andere Dinge aus dem breiten Angebot im Hundesport, werden wir damit nie ihr Herz erreichen. Ihre wirkliche Leidenschaft wecken und genau diesen Glanz in den Augen entdecken, den wir sehen, wenn sie ihrer Genetik folgen dürfen.
Welche Eigenschaften erwarten wir von einem Jagdhund?
Jagdhund zu sein bedeutet nicht, völlig planlos und ungebremst jedem Wild hinterher zu gehen, das irgendwo am Horizont auftaucht oder im Gebüsch raschelt.
Ein Windhund, der beim Anblick von Wild schreit, tobt, bellt, der sorgt dafür, dass im Umkreis von 10 km jedes Wild verschwunden ist.
Jagdverhalten beim Hund
Warum Hunde gerne jagen
"Jagd und Hund gehören oft zusammen. Anpirschen – Orten – Fixieren – Hetzen – Packen – Töten – Zerreißen – Fressen: das sind die Sequenzen der Jagd nach Coppinger & Coppinger (2001). Bei vielen Hunden – nicht nur bei Jagdhunden – ist die jagdliche Motivation stark ausgeprägt. Doch meist werden in Abhängigkeit von Individuum und Rasse nicht alle Sequenzen gezeigt. Zudem ist das Jagdverhalten bei unseren Hunden meist von Hunger entkoppelt. Dennoch ist Jagen für den Beutegreifer Hund mit starken positiven Emotionen, oft hoher Erregung und selektiver Aufmerksamkeit verbunden. Warum sich Jagdverhalten so gut anfühlt, weshalb das Ignorieren des Besitzers im Jagdrausch oft keine bewusste Entscheidung ist, und was dabei im Gehirn und im Körper des Hundes passiert, erklärt dieser Artikel. "
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Predatory Drift
Hier noch ergänzend ein interessanter Text zu "Predatory Drift" - das Abschweifen ins Jagdverhalten! Sie finden den Artikel auch in unserem Blog
https://greyhound-community.com/blog-ecogreen/48-predatory-drift